Geschichte

1913. Die Rote Funken-Artillerie wird gegründet.

In der Session 1913 erblickte die Funken Artillerie das Licht der Eschweiler Karnevalswelt. Nährboden dieses Fastnachtspflänzchens, das sich recht schnell zu entwickeln versprach, war die „Feuchte Ecke“, eine Stammtisch-gesellschaft aus dem Restaurant Wilhelm Holle, Markt 12 (heute Bekleidungshaus Koslowski). Da die Eschweiler Scharwache ihr Wachlokal in der Marienstraße hatte und Aufzüge und Biwak auf dem Platz an der Schützenhalle durchführte, gingen zu Anfang 1913 von der Stammtisch-Gesellschaft „Feuchte Ecke“ Anregungen aus, auf der anderen Seite der Inde, und zwar auf dem Markt, ähnliche Aktivitäten zu entwickeln.

Die Anregungen dieses Stammtisches nahmen in der Gründung der Funken Artillerie feste Formen an. Das „Gründungsgremium“, die „Feuchte Ecke“, nahm im Hinblick darauf, dass Eschweiler Garnisonsstadt werden sollte, am Rosenmontagszug 1913 in preußischen Militärfriedensuniformen als 161er teil.

Der erste gewählte Geschäftsführende Vorstand setzte sich wie folgt zusammen:

– Präsident Martin Schmitz, Porzellanhändler, Schnellengasse

– Schriftführer Peter Evenschor, Uferstraße

– Kassierer Wilhelm Bardenheuer, Bergrather Straße

– Kommandant Christian Stürtz, Mühlenstraße

– Wachtmeister Franz Ludwigs, Marienstraße.

Zu den Gründern der Funken-Artillerie zählten:

Heinrich Ahrens, Heinrich Balduin, Josef Balg, Wilhelm Bardenheuer, Peter Bündgens, Adolf Elkenhans, Johann Fischer, Wilhelm Holle, Franz Ludwigs, Johann Pütz, Bernhard Dreßen, Ludwig Schiefer, Hubert Müller, Willi Kesselkaul, Christian Küpper, Reiner Gilson, Josef Schmitz, Arnoid Classen, Sigismund Schröteler, Andreas Maubach und Peter Evenschor.

Die Liste der Vereinsgründer kann keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, sie kann noch Lücken aufweisen, da im zweiten Weltkrieg sämtliche Mitgliederlisten, das Gründungsprotokoll usw. verloren gingen. Jedenfalls war es eine stattliche Anzahl alteingesessener Eschweiler Bürger, die sich bereit fanden, den Grundstock der jungen Gesellschaft zu bilden. Zur Beschreibung der ersten Gehversuche der Funken Artillerie wollen wir uns an dieser Stelle der Berichterstattung der damaligen Lokalpresse bedienen. In seiner Nr. 138 schreibt der Bote an der Inde am Dienstag, dem 18. November 1913:

„Die Eschweiler Scharwache konnte mit Stolz am Sonntag im Hotel Wantzen ihr 1. Stiftungsfest begehen. Zahlreich waren die Freunde des Humors, die alten treuen Kämpen des Prinzen Karneval, zu dieser Musterung herbeigeeilt, um unter der schwarz-gelb-blauen Fahne den Kampf gegen Griesgram und Muckertum zu eröffnen. Am Vorstandstische sahen wir den wackeren Präsidenten Ben den 11., der schon im vorigen Jahre seine Truppen so glänzend geführt hat. Er begrüßte die erschienenen Gäste, vor allem den neu gegründeten Bruderverein, die Eschweiler Funken-Artillerie!

Mit dem Versprechen, auch in der Campagne 1913/14 nur Gutes zu bringen, verband er den Wunsch, dass alle Anwesenden einige recht vergnügte Stunden verleben möchten.“ Die Eschweiler Funken Artillerie, die trotz ihrer Jugendlichkeit sich bereits zu einer schneidigen Truppe des närrischen Prinzen herausgebildet hat, feierte im festlich geschmückten Saale des Herrn Heinrich Gillrath ihre erste Gala-Damensitzung.

Auf einer in den Farben der „Funken Artillerie, rot-weiß, reichlich ausgeschlagenen Bühne nahm der Elferrat Platz. Herr Martin Schmitz, ein erprobter Kämpfer gegen Griesgram und Muckertum begrüßte als Leiter des Abends in schwungvollen Worten die zahlreich erschienenen Närrinnen und Narren und nahm im Anschluss daran die feierliche Enthüllung der neuen Standarte vor, die er als das Sinnbild der Treue feierte.

Es gab einen überreichen Stoff zu bewältigen. Den poetischen Damengruß entbot Herr Karl Everschor. Büttenvorträge hielten die Herren Karl Saar, Zeyer, Andreas Maubach, Heinrich Birfeld, Karl Balduin, Peter Bündgens, Josef Balduin, Christian Morschel, alle mit mehr oder weniger durchschlagendem Erfolg. Auch die gemeinschaftlichen Lieder der Herren Peter Bündgens und Conrad Prömper und eines Herrn aus Dortmund, der nicht genannt werden will, bewiesen, dass die mit Indewasser getauften Poeten ihre Sache verstehen und wirklich schöne Leistungen zu vollbringen vermögen. Die alte Ulkfahne, die 1880 angeschafft worden ist und so manches Jahr ruhmvoll unserem Karneval vorangeweht hat, wurde von den Herren Wilhelm Schüller und Heinrich Gillrath dem Schutz der Funken-Artillerie anvertraut, deren Präsident versprach, diesen Schutz treu auszuüben.

Ein reicher Ordenssegen ergoss sich über die Büttenredner und Liederdichter. Eine besondere Ehrung wurde Herrn Peter Evenschor zuteil, dessen vielen Bemühungen nicht zum wenigsten der schöne Verlauf des Abends zu danken sei. Eine stattliche Abordnung der Scharwache und der Röthgener Alkoholgegner, bezeugte die guten Beziehungen, die zwischen unseren Karnevals-Gesellschaften herrschen.

Die Mostartsche Kapelle stellte die Musik in bekannt vorzüglicher Weise und spielte später auch fleißig zum Tanz auf. Die Eschweiler Funken-Artillerie darf auf ihre erste Gala- Damensitzung mit Stolz zurückblicken.“

Mit einem Auszug aus dem Bericht im Bote an der Inde von Donnerstag, dem 26. Februar 1914 (Nr. 25) über die Fastnachtstage 1914 wollen wir die Berichterstattung der Presse über die ersten großen Veranstaltungen der Eschweiler Funken Artillerie in den Jahren 1913/14 abschließen:
…Der Haupttummelplatz der Masken war, wie üblich, die Neugrabenstraße. Schon am Sonntag wickelte sich dort ein bunt bewegtes Treiben ab, bei dem die liebe Jugend die Hauptrolle spielte. Der Montag und Dienstag brachten aber auch die vorgerückten Jahrgänge ins Treffen. Mit klingendem Spiel zogen Scharwache und Funken-Artillerie auf und kochten auf dem Amtsgerichtsund auf dem Marktplatze ab. …Das Hauptinteresse wandte sich am Montag der so genannten Kappenfahrt zu. Sie nahm einen sehr guten und schönen Verlauf. Wenn man bedenkt, dass sie wieder einmal in nur wenigen Tagen geplant und zuwege gebracht worden war, dann kann man ihr Lob und Anerkennung nicht vorenthalten. Die wirksamsten Gruppen stellten die verschiedenen Abteilungen der Scharwache und der Funken-Artillerie mit ihren prächtigen Monturen! Die Funken konnten, ohne zu übertreiben, von sich behaupten, dass sie ihre Feuertaufe glänzend bestanden hatten, und dass sie bereits im ersten Jahre ihres Bestehens einen beachtlichen Platz im Eschweiler Karneval einnehmen konnten. An dieser Stelle erscheint es angebracht, einige, die Gründung und Entstehung der Rote Funken Artillerie betreffende Betrachtungen anzustellen: Aus der Überlieferung wissen wir, dass der Ausgangspunkt bei der oben erwähnten Stammtischgesellschaft im Lokal Holle am Markt gesehen wird. Aber wie kamen die Stammtischbrüder auf den Gedanken, eine Karnevals-Gesellschaft zu gründen? Was veranlasste sie dazu? Waren sie allein die Initiatoren und können wir in dieser Stammtischrunde tatsächlich den Ursprung unserer Gesellschaft sehen? Wie kam es zu der Namensgebung, wieso nannte man sich „Artillerie“? Keine dieser Fragen kann erschöpfend beantwortet werden. Doch blicken wir noch einmal zurück in die etwas weitere Vergangenheit. Peter Bündgens spricht in seiner „Geschichte des Eschweiler Karnevals“ davon, dass sich im Ulk des Jahres 1878 neben der Scharwache als uniformierte Abteilung auch eine Ulk-Artillerie bildete. Da Peter Bündgens als glaubwürdiger, ernstzunehmender Mann in unserer Stadt einen Namen hatte, besteht an dem Wahrheitsgehalt seines Berichtes kein Zweifel. Was aber ist aus dieser Ulk-Artillerie geworden? Es gibt auch auf diese Frage keine Antwort. Die Scharwache wird in späteren Jahren noch mehrmals genannt und in ihr wurzelt ja auch die heutige Karnevals-Gesellschaft Eschweiler Scharwache, doch die Ulk-Artillerie taucht bis 1898 in keinem Bericht und in keiner Zeitungsanzeige mehr auf. Etwa um die Jahrhundertwende begegnen wir dem „Verein ehemaliger Artilleristen“ Eschweiler. Dieser Artillerie-Verein nahm als uniformierte Abteilung am Rosenmontagszug 1904 (Gruppe 5 – 10) teil; wie aus dem dazu herausgegebenen Plakat zu ersehen ist, in rot-weiß.